Sommerfest 2004: Glück im Unglück

P56 Ballonprojekt 07.08.2004

Bei bestem Wetter lief gestern Morgen alles planmäßig an: Nach einem gemeinsamen Ballonfrühstück wurde der Startplatz vorbereitet und die Ballonnutzlast sollte verschlossen werden. Doch in diesem Moment muss wohl Murphy das Gelände des Sommerfestes betreten haben und dem GPS-Empfänger des Ballons zuleibe gerückt sein – die Positionsdaten waren weg. Es dauerte fast zwei Stunden, bis nach verschiedenen Versuchen und letztlich mit einer herbeigeholten und für den Ballon umgebauten, größeren GPS-Antenne wieder stabile Messungen möglich waren. Der Start konnte um 11:40 MESZ bei leichter Bewölkung und fast Windstelle wie aus dem Bilderbuch erfolgen.

Doch so leicht gab Murphy nicht auf: Der Ballon war noch keine 50 Meter gestiegen, als das Hauptsystem, das auf 2m und 70cm Sprache, PacketRadio und SSTV-Bilder senden sollte und das während der GPS-Probleme auch wunderbar getan hatte, ausfiel. Der Ballon stieg stumm in den Himmel. Die Enttäuschung bei Gästen und Erbauern war gewaltig. Ein echtes Highlight war jetzt das Segelflugzeug, das vom Ballon auf etwa 500m Höhe gezogen worden war und fern bedient wieder zum Startplatz zurückkehrte. An Bord war eine kleine Videokamera mit 23cm-Sender, die eindrucksvolle Bilder zum Boden sendete.

Aber auch wir gaben nicht auf: Der 70cm-Sender ist mit einer Notbake ausgestattet, die bei ausbleibender PTT des Hauptsystems den Sender einschaltet und eine CW-Kennung schickt. Als bekannt wurde, dass dieser Sender noch funktionierte, begannen hektisch Aktivitäten im Shack des OV-Heims und bei den süddeutschen Funkamateuren: Über den PacketRadio-Converskanal 55 wurden Peildaten gesammelt und ausgewertet. Die Notbake wurde bis NRW gehört; Empfangsberichte kamen u.a. aus Bonn, Michelstadt, Ingolstadt, Würzburg und Kitzingen. Und als es immer klarer wurde, dass der Ballon sich nur sehr langsam bewegte und wohl irgendwo im näheren Umkreis landen würde, wurden schnell noch weitere Peilteams gebildet und ausgeschickt. Dazu holten wir sogar die 70cm-Yagi vom Dach.

Gelandet ist der Ballon dann gegen 13:40 MESZ, die HF-Signale waren natürlich weg. Aber wir sahen zumindest eine Chance, durch Abfahren der Gegend irgendwie wieder zu einem Signal zu kommen. Und irgendwann kam sie dann, die erlösende Meldung: Bei Assamstadt, etwa 10 Kilometer Luftlinie vom Startort entfernt, waren schwache Signale zu hören. Während die Suchteams sich sammelten, wurde vor Ort nach einer längeren Fußfuchsjagd mit 10-Element-Yagi ein Hügel und kurz darauf – wie könnte es anders sein – ein großes Maisfeld als Landeort ausgemacht. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis um 16:50 MESZ der Ruf ‚Wir haben ihn!‘ durch das Feld klang.

Große Erleichterung, die auch beim Anblick der ziemlich ramponierten Nutzlast nicht weichen wollte. Murphy hatte sich zum Schluss den Fallschirm ausgesucht und so war die Box recht unsanft gelandet. Beim großen Auspacken zurück auf dem Sommerfest fiel die Bilanz aber noch ganz gut aus. Lediglich eine Platine hat größeren Schaden genommen. Leider machte der zusammen gepresste Haufen Ballonelektronik eine Suche nach der Ursache für den Startausfall praktisch unmöglich, sodass darüber nur spekuliert werden kann: Zu große Erwärmung während den Arbeiten an der GPS-Antenne? Softwarefehler? Hardwarefehler durch den Start? Alles kommt in Frage und muss für den nächsten Start verbessert werden. Denn ein solchen soll es geben: Zum nächsten Sommerfest 2005 wollen wir zeigen, wie es besser geht! Dazu sind schon jetzt alle herzlich eingeladen.

Enden soll dieser Bericht mit einem Dank an diejenigen, die einen solchen Start und den glücklichen Abschluss möglich gemacht haben. Zu aller Erst der Arbeitskreis Amateurfunk in der der Schule, kurz AATiS, der das Ballonprojekt vor Jahren in der heutigen Form initiiert hat und es bis heute mit Rat und Tat und nicht zuletzt materiell unterstützt. Geholfen hat auch die Unterstützung durch den Arbeitgeberverband Südwestmetall, der Helium und Plakate beisteuerte, sowie die Firma Wittenstein.

Aber fast mehr bedeutet uns die konstruktive Zusammenarbeit im Projektteam, bei der manche Hürde zu überwinden war; die Unterstützung von alten Ballonern wie August, DK5UG, und den spontanen Peilern aus dem näheren und weiteren Umfeld. Und nicht zuletzt hat P56 gezeigt, was in ihm steckt.

Deshalb: Auf zum Ballonprojekt 2005!

Sommerfest 2004: Glück im Unglück