Bei zunächst wechselhaftem Wetter begannen am Morgen des gestrigen Himmelfahrtstags die Vorbereitungen für das zweite Ballonprojekt des Ortsverbands P56 Taubertal-Mitte im Deutschen Amateur-Radio-Club e.V. (DARC). Dieses Mal fand der Start im Rahmen des bekannten Bockbierfestes in Bad Mergentheim-Herbsthausen statt, wo sich auch unser OV-Heim befindet. An Bord des unbemannten Ballons befanden sich diverse Messvorrichtungen für Temperatur und Luftdruck, ein GPS-Empfänger, Beschleunigungssensoren, ein Geiger-Müller-Zählrohr sowie eine Farbbildkamera.
Nachdem die Bodenstation aufgebaut und einsatzbereit war, begannen sogleich die finalen Testläufe mit der weiterentwickelten Ballonnutzlast. Diese verliefen positiv, sodass einem planmäßigen Start um 14:30 Uhr Ortszeit nichts mehr im Wege stand. Als die Befüllung des Ballons begann lockerte sich dann sogar die Wolkendecke auf und die Sonne kam zum Vorschein. Nach Erreichen der Starterlaubnis durch die Deutsche Flugsicherung wurde die Ballonbox verschlossen und für den Abflug vorbereitet.
Zwischenzeitlich waren auch Mitglieder des MSC Röttingen eingetroffen, die, wie auch schon beim Start im vergangen Jahr, ein Modellsegelflugzeug mit eingebauter Videokamera und 23cm-Sender unterhalb des Ballons anbrachten. Somit konnten nun alle Komponenten miteinander verbunden zum Startplatz gebracht werden. Ein letzter Check ergab, dass alle Systeme vollfunktionsfähig und einsatzbereit waren. Und so hieß es um 14:44 Uhr Ortszeit bei sonnigem Wetter wieder „Leinen los!“. Die Spannung bei Erbauern und Zuschauern war groß. Alle warteten gebannt auf die ersten Funkdaten der Nutzlast. Diese ließen zur Erleichterung aller auch nicht lange auf sich warten.
In zirka 400 Metern Höhe wurde der Segelflieger um 14:47 Uhr Ortszeit von der Nutzlastbox abgelöst und kehrte funkferngesteuerte sicher zum Startplatz zurück. Während des Fluges sendete die Bordkamera eindrucksvolle Farbbilder zum Boden.
Alles deutete auf eine fehlerfreie Mission hin. Doch schon bald nahm die Beunruhigung in der Bodenstation zu. Der Ballon produzierte nicht ausreichend Auftrieb und stieg daher nur langsam nach oben. Das bedeutete, dass sich die Aufstiegsdauer deutlich verlängern würde. Denn zum Platzen der Hülle ist ein fallender Luftdruck Voraussetzung, welcher das Helium im Ballon zum Ausdehnen bringt. Zudem schien eine Batterie ausgefallen zu sein. Pläne die Software in einen Energiesparmodus zu zwingen konnten jedoch verworfen werden, als nach zwei Stunden fest stand, dass alle Batterien funktionierten und die Spannung konstant blieb. Zwischenzeitlich war allerdings ein weiteres Problem aufgetreten. Eine Reihe von Lesefehlern auf der CompactFlash-Karte erinnerten an das Vorjahr. Damals war die Steuerung der Hauptplatine aus ähnlichen Gründen ausgefallen. Dieses Mal waren in der Software jedoch erweiterte Sicherheitsfunktionen implementiert, sodass ein Absturz der Software sehr unwahrscheinlich sein sollte. Und so schien die 30000-Meter-Marke in erreichbarer Nähe.
Um 18:37 Uhr Ortszeit platzte schließlich die Ballonhülle in 29475 Metern Höhe. Aufgrund der „dünneren Luft“ in dieser Höhe war die Fallgeschwindigkeit am Anfang bei zirka 60-80 km/h und reduzierte sich dann mit steigendem Luftdruck auf 30 km/h. Bereits 15 Minuten später war er schon wieder auf 10000 Metern. Nach 4,5 Flugstunden landete die Nutzlast zirka 12 Kilometer südlich von Schwäbisch Gmünd. Doch damit war das Projekt noch nicht beendet. Die Box hing auf einem Baum in zirka 14 Metern Höhe und war vom Boden unerreichbar. Nur mit vereinten Kräften und der Hilfe anderer Peilern gelang es unseren Suchteams die unversehrten Überreste des Ballongespanns gegen 20 Uhr zu bergen.
Zuletzt möchten wir uns bei denjenigen bedanken, die das Projekt ermöglicht haben. Zu aller Erst dem Arbeitskreis in der Schule, AATiS, der das Ballonprojekt vor Jahren in der heutigen Form initiiert hat und es bis heute mit Rat und Tat und nicht zuletzt materiell unterstützt. Geholfen hat auch die Unterstützung durch die Herbsthäuser Brauerei, die das Helium beisteuerte, die Ansmann Energy GmbH und die Wittenstein AG. Und nicht zuletzt all die Peiler aus Nah und Fern, die uns teilweise schon während des Fluges Feedbacks und Monitoring-Daten zukommen ließen und bei der Bergung tatkräftig zur Seite standen.