Bei durchwachsendem aber größtenteils trockenem Wetter fand am gestrigen Sonntag das dritte Ballonprojekt des DARC Ortsverband P56 Taubertal-Mitte statt. Als Startplatz diente dieses Mal das Gelände vor dem Clubheim des OV Weinheim (A20). An Bord des unbemannten Stratosphärenballons befanden sich wieder diverse Messvorrichtungen für Temperatur, Luftdruck und -feuchte, Beschleunigungssensoren und ein GPS-Empfänger.
Die eingebaute Farbbildkamera konnte dank eines Servomotors während des Fluges den Blickwinkel verändern und so eindrucksvolle Bilder von der Erdkrümmung zum Boden funken. Eine neu entwickelte Turn-Style-Antenne sollte auf der 70cm-Frequenz für einen besseren Empfang sorgen.
Nach Aufbau der Bodenkontrollstation begannen die Vorbereitungen für den Ballonstart anlässlich der 50. UKW-Tagung Weinheim. Während die Ballonhülle befüllt wurde, checkte die Bodenstation die einwandfreie Funktionalität der Nutzlast-Software und -Hardware. Aufgrund von erneuten Problemen mit dem GPS-Empfänger musste der für 11 Uhr geplante Start jedoch etwas verzögert werden.
Diese konnten jedoch gelöst werden und auch die Deutsche Flugsicherung, von der der jeder Start genehmigt werden muss, erteilte uns grünes Licht. So wurde die Elektronikbox verschlossen und zusammen mit Fallschirm und Radarreflektor mit der befüllten Ballonhülle verbunden.
Um 11:33 Uhr MESZ war es dann endlich soweit. Der Ballon und mit ihm die Nutzlast-Box hob unter der Beobachtung von über 200 Zuschauern, darunter nicht nur Funkamateure, ab. Alle erwarteten nun die ersten Funksignale, die nicht lange auf sich warten ließen.
Während das Publikum die ersten Farbbilder, Text- und Sprachausgaben mitverfolgte, bemerkte die Bodenstation erste Unregelmäßigkeiten in den Statusaussendungen des Ballons. Die Ballonsoftware, die alle Funkaussendungen steuert, hatte viel zu früh einen Programmzustand gewechselt, in dem nur noch alle paar Minuten Positionsmeldungen zum Boden gefunkt werden. Der Grund für den Zustandswechsel ist der GPS-Empfänger. Dieser hatte mehrfach grob fehlerhafte Positions- und Höhenangaben an die Steuersoftware weitergereicht.
Ein Eingreifen der Bodenstation war wegen der Entfernung zum Ballon nicht mehr möglich. So begann eine Phase mit hektischen Telefonaten zwischen der Bodenstation und den Suchteams, um deren aktuelle Position festzustellen. Es stellte sich heraus, dass sich ein Team nah genug beim Ballon befand. Dieses bekam daraufhin den Auftrag, in den Programmablauf des Amateurfunk-Ballons per Funkfernsteuerung einzugreifen. Der Erfolg diese Manipulation konnte schon unmittelbar danach in der Bodenstation festgestellt werden. Die Ballonsoftware befand sich nun wieder im richtigen Modus und sendete regelmäßig Bilder, Sprache und Textinformationen aus.
Bei den Zuschauern stieg unterdessen die Spannung weiter an. Denn das Platzen der Ballonhülle stand unmittelbar bevor. Doch der Ballon stieg weiter und überschritt nach zwei Stunden Flug die Marke von 30 Kilometern. Die Kamera, zwischenzeitlich in die Horizontale gedreht, machte beeindruckende Bilder von der Erdkrümmung und dem dahinter liegenden schwarzen Weltalls. Um 13:56 Uhr MESZ hielt dann die Ballonhülle dem wachsenden Druck in ihr nicht mehr stand und platzte in einer neuen Rekordhöhe für P56-SSTV-Ballons von 31.726 Metern.
In Abstimmung mit den Suchteams war es jetzt an der Zeit das Auffinden des Ballons von der Bodenstation aus zu koordinieren. Denn der Abstieg am Fallschirm ging rasch von Statten. Die Positionsbestimmung wurde jedoch wieder vom immer wieder ausfallenden GPS-Empfang erschwert. Auf den letzten Höhenmetern stabilisierte sich der Empfang wieder, wodurch das Landegebiet eingrenzen ließ.
Als der Ballon um 14:45 Uhr MESZ in Biebesheim am Rhein wieder auf dem Boden aufschlug, waren es jedoch andere Finder, die bereits vor Ort waren: Matti (DC1DMR) und Kai-Uwe (DF3DCB). Die Funkamateure vom OV Lennestadt (O28) haben für ihren nächsten Ballonstart im Oktober trainiert. Als Landeort diente dem P56-Ballon dieses Mal eine Wiese zirka 30 Kilometer nordwestlich vom Startort Weinheim entfernt. Die Fahrt selber ging bei wenig Windbewegung über rund 75 Kilometer. Der Landeort befand sich auf einem Werksgelände; der Firmen-Werksschutz zeigte sich aber sehr kooperativ.
Nachdem der erfolgreichen Bergung der Elektronikbox durch die Suchteams von O28 und P56, begaben sich diese auf den Weg zurück zur P56 Bodenstation. Dort wartete die Balloncrew, zwischenzeitlich über den Fund in Kenntnis gesetzt, gespannt auf die Rückkehr der Box. Bei Ankunft der Komponenten konnte zum Erstaunen alle Anwesenden festgestellt werden, dass sowohl die Box als auch die daran befestigte neue Antenne fast vollständig unversehrt gelandet sind.
Alles zusammen kann die Mission als voller Erfolg gewertet werden. Nach Auswertung der gesammelten Daten wird man auch sagen können, ob hier und da noch Optimierungen nötig sein werden.
Abschließend möchte sich die gesamte Balloncrew ganz herzlich bei allen bedanken, die das Projekt so tatkräftig unterstützt haben. Im Besonderen beim Arbeitskreis Amateurfunk und Telekommunikation in der Schule e.V. (AATiS), den Initiatoren des Ballonprojekt, ohne die kein Start möglich gewesen wäre, dem Team der UKW-Tagung Weinheim für die Unterstützung vor Ort und der Finanzierung des Gases, sowie den Sponsoren Ansmann Energy GmbH und Wittenstein AG.
Impressionen vom Start- und Landeort sind in der Bilder-Gallery abgelegt. Die besten – zum Teil mit bislang unveröffentlichte – Aufnahmen der Ballon-Kamera und viele weiterführende Informationen finden Sie in der Rubrik ‚Ballonprojekt‘.